Wissenswertes aus dem Neufundländer-Geschichtsbuch Neufundland – eine Insel im Atlantik, vorgelagert der Nordküste von Amerika, ist entwicklungsgeschichtlich gesehen, die Heimat unserer Neufundländerhunde.
Überlieferungen aus dem 15. Jahrhundert berichten von einem rauhen Klima mit einem kurzen Sommer und langen, neblignassen und eisigen Wintern, einer zerfetzten, wilden Felsenküste mit äußerst kärglicher Vegetation und mit einigen Ureinwohnern, den Beothuk-Indianern. Diese berichten auch von den Begleitern dieser Eingeborenen, den Vorfahren unserer Neufundländerhunde.
Geprägt von den harten Daseinsbedingungen hatte sich hier eine eigenständige Rasse entwickelt, die dem Menschen ein idealer Gefährte wurde. Beim Fischfang, der Jagd nach Bibern und Wasservögeln schätzten die Indianer die Ausdauer und Wetterfestigkeit dieser Hunde. Im Winter zogen die kräftigen Tiere die Schlitten über das Eis und zeigten durch Treue, Wachsamkeit und intelligentes Verhalten ihre Zuneigung zu den Menschen.
Ideale Eigenschaften, die man in den darauffolgenden Jahren um so mehr schätzen lernte. Vor den Küsten Neufundlands gab es einen unermeßlichen Fischreichtum. Seefahrer aus aller Welt gaben sich ein Stelldichein und die Insel bevölkerte sich mit dem weißen Mann. Die Indianer wurden, wie schon so oft in der Geschichte, ausgerottet. Was blieb, waren die schwarzen Hunde.
Eine enorm große Zahl, die den Fischern bei ihrer Arbeit (Netze an Land ziehen, Barken landen usw.) gute Dienste leisteten. Ihrer außerordentlichen Wasser- und Apportierfreudigkeit verdankt so mancher Seemann sein Leben. Der Rettungstrieb war und ist dem Neufundländer angeboren. Man berichtet, daß durch die einmaligen Schwimmleistungen ganze schiffbrüchige Besatzungen gerettet werden konnten. Scheiterten die Rettungsversuche von Menschenhand, die Hunde kämpften sich durch die sturmgepeitschte See mit den rettenden Leinen im Maul ihren Weg ans rettende Ufer zu den bereitstehenden Helfern. Nie zuvor hatte man Hunde mit solchen Charaktereigenschaften gesehen. So ist es natürlich, daß die Seeleute diese Tiere mit in ihre Heimat brachten.
In England hatte man die „schwarzen Bären“ schnell ins Herz geschlossen. Sie waren von einem einheitlich schönen Typus und die Nachfrage war riesig. So begann schon damals der Ausverkauf der Natur. War in der Vergangenheit Neufundland noch reichlich mit Hunden bevölkert, so gab es schon 1907 im englischen Neufundland keinen einzigen wildlebenden schwarzen Neufundländer mehr.
Durch die extrem hohen Exportraten waren die schwarzen Neufundländer nach Europa und Amerika gerettet und der Edelzucht übergeben worden, aber ihre Wurzel in Neufundland war völlig abgestorben. Während unserer Studienreisen nach Neufundland konnten wir uns davon überzeugen, daß heute wieder einige Züchter auf Neufundland sich auf ihre alte Rasse besinnen und eine planmäßige Zucht betreiben, aber mit Tieren, die sie aus Amerika und Europa importiert haben.
Doch zurück zum Jahre 1893.
In Augsburg wurde der erste „Neufundländerklub für den Kontinent“ in Deutschland gegründet. Man züchtete mit Tieren, die vorwiegend aus England stammten, kaufte aber auch in dieser Zeit noch erhältliche Direktimporte. Degenerationserscheinungen der aus England stammenden Tiere machten eine Blutauffrischung notwendig. Durch Zuchtbuchaufzeichnungen und eine planmäßige Zucht, bei der nur die wirklich besten Tiere gepaart wurden, stellte sich doch nach einigen Jahren der gewünschte Erfolg ein. Schwere Rückschläge brachte der 1. Weltkrieg. Die besten Neufundländer mußten Kriegsdienste leisten und die zurückgebliebenen in der Heimat litten an Unterernährung. Gezüchtet wurde so gut wie nichts. Mit den wenigen Tieren, die die Kriegswirren überstanden hatten und mit Hilfe der befreundeten Züchter in der Schweiz wurde mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen eine neue Generation der schwarzen Neufundländer aufgebaut.
So blicken wir heute, auch im ADKN auf einen hervorragenden Tierbestand reinrassiger, edler schwarzer und brauner Neufundländerhunde zurück.